Das IfM hat mit Tierärzten und Milcherzeugern ein Mastitis-Monitoring-Programm mit PathoProof entwickelt. Ziel des Programms ist es bereits vor dem Ansteigen des Zellgehaltes mit den entsprechenden vorbeugenden Maßnahmen zu reagieren.

Die Vorteile des entwickelten Programms lassen sich wie folgt zusammenfassen:
  • keine zusätzliche (sterile) Probenahme
  • kein zusätzlicher Probentransport
  • regelmäßiger Mastitiserregerstatus der Herde
  • Hygienestatus der Melkarbeit
  • kurze Reaktionszeit (Zellzahlergebnis / Erregernachweis)
  • dynamische Anpassung des Systems zusammen mit dem Hoftierarzt / Berater

Mastitismonitoring als Managementinstrument

Die Mastitis stellt eine klassische Faktorenerkrankung dar. Erreger, Kuh und Umwelt stehen in einem engen Wechselverhältnis, das durch Veränderungen bei jeder der drei Komponenten verschoben werden kann.

Die regelmäßige Untersuchung auf den Gehalt somatischer Zellen als Maßstab der Eutergesundheit ist seit vielen Jahren etabliert. Er wird im Rahmen der Untersuchungen der Anlieferungsmilch und der Milchleistungsprüfung ermittelt.

Als Zielwert ist in der Tankmilch ein Zellgehalt < 150.000 Zellen / ml Milch im arithmetischen Mittel über 12 Monate anzustreben. Maßnahmen zur Verbesserung der Eutergesundheit im Bestand sollten spätestens ab Werten > 200.000 somatischen Zellen / ml einsetzen.
Mastitis ist per Definition eine Entzündung der Milchdrüse. Bei intaktem Immunsystem führt sie zu einer Abwehrreaktion in Form eines Zellgehaltsanstiegs. Der Zellgehalt kann einen Hinweis auf das Vorliegen eines Tier- und / oder Bestandsproblems geben.

Sind Bakterien, Hefen oder Schimmelpilze Ursache für die Mastitis, so kann deren Nachweis wertvolle Hinweise für die Vermeidung von Neuinfektionen liefern. (siehe dazu die Beschreibung der Mastitiserreger)

Für eine gesunde und damit wirtschaftliche Milchviehherde sollten die grundlegenden Ursachen für weitere Neuinfektionen beseitigt, die Abwehrlage der Tiere optimiert und die erkrankten Tiere ökonomisch sinnvoll und medizinisch verantwortungsvoll behandelt werden. Um diesem Ziel systematisch näher zu kommen, ist ein regelmäßiges Monitoring auf Mastitiserreger, die regelmäßige Zellzahluntersuchung und eine kompetente Bestandsbetreuung zur Festlegung und Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen unerlässlich.

Mastitismonitoring bedeutet zunächst die Definition von Zielen, ebenso wie die Festlegung des Kontrollintervalls und der Kontrolldichte. Zusammen mit dem Tierarzt oder Milcherzeugerberater sind diese Punkte betriebsindividuell zu erarbeiten und regelmäßig zu überprüfen bzw. anzupassen.

Bislang gehörte zu einem Mastitismonitoring mit PathoProof™ die zeitaufwändige sterile Entnahme von Viertelanfangsgemelken, deren Untersuchung auf den Gehalt somatischer Zellen und die Untersuchung auf Mastitiserreger. Für die mikrobiologische Erregerbestimmung wurden Proben auf Nährböden angesetzt und über 24 - 48 Stunden bebrütet, bevor die Ergebnisse abgelesen werden konnten. Die Untersuchung von nicht steril genommenen Proben ist mit diesem klassischen mikrobiologischen Verfahren nicht sinnvoll, da Keime, die nicht dem Euter entstammen das Ergebnis verfälschen würden.

Mit der Möglichkeit zur molekularbiologischen Erregerbestimmung - MEDI - (PCR-Verfahren) lassen sich nicht nur sterile Viertelanfangsgemelke untersuchen. Vielmehr kann die gesonderte Probenahme (Viertelanfangsgemelke) auf ein Mindestmaß beschränkt werden, da auch nicht sterile Proben aus der Milchgüteuntersuchung und aus der Milchleistungsprüfung herangezogen werden können.

Das beschriebene Mastitismonitoring (1-3) mit MEDI reduziert den Aufwand und sichert eine systematische Arbeit an der Bestandssanierung.

Mastitismonitoring 1 (Tankmilch)

Diese erste Kontrollstufe bietet sich für Betriebe an, die derzeit keine Probleme in ihrem Bestand haben, aber vorbeugend, rechtzeitige Aussagen über Veränderungen benötigen.

siehe hierzu: >>> Herden-Check

Gerade in größeren Betriebseinheiten mit Fremdarbeitskräften können die Ergebnisse auch im Rahmen von Hygieneschulungen genutzt werden.
 

Mastitismonitoring 2 (MLP-Proben)

Die zweite Kontrollstufe umfasst die regelmäßige Untersuchung der Proben aus der Milchleistungsprüfung. Tiergruppen können gezielter beobachtet werden. Um Verunreinigungen der nicht aseptisch entnommenen Proben erkennen zu können ist die gleichzeitige Untersuchung mehrerer Tiere erforderlich. Mindestens 2 Proben müssen von Tieren < 50.000 Zellen / ml untersucht werden.

Die Auswahl der Tiere und damit die Probenanzahl kann vom Betrieb vorgegeben werden. Hierzu werden diese Varianten angeboten:

1. gesamte Herde
2. alle Kühe mit über ___.000 Zellen
3. alle Kühe unter ___ l Milch (Tiere vor dem Trockenstehen)
4. die höchsten Zellzahlkühe (Anzahl ___)
5. individuelle Kühe (___, ___, ___, ...)

Die Proben werden sofort nach der Inhaltsstoff-Zellzahl Untersuchung anhand der vorliegenden Daten ausgewählt. Die MEDI (PathoProof™) Ergebnisse werden unabhängig von der MLP Datenverarbeitung schnell per MAIL übermittelt.

Umfangreiche Untersuchungen und eine Feldstudie belegen dieses Verfahren.

Musterauswertung

Mastitismonitoring 3 (Einzeltiere)

Die dritte Kontrollstufe ist die Beprobung von einzelnen Tieren. Dieses kann gerade bei Zukauftieren oder Färsen wichtig sein, um die Einschleppung von kontagiösen (ansteckenden) Mastitiserregern in den Bestand zu vermeiden. Liegen Staphylococcus aureus, Streptococcus agalactiae oder Mycoplasmen vor, sollten die Tiere beispielsweise nicht in die Herde eingebracht werden.
Zudem hat der Erregernachweis zum Ziel tierbezogene eindeutige Aussagen zu treffen, eine Behandlung einzuleiten bzw. bereits getroffene Maßnahmen abzusichern.

Bei der Einzeltierbeprobung kommen sowohl steril entnommene Viertelanfangsgemelke, wie auch sauber entnommene Gesamtgemelke in Frage. Die Beurteilung hängt auch von der Probenahme ab. Erfolgt die Probenentnahme nicht steril, dürfen typische Verunreinigungen wie Coliforme Keime, Enterokokken oder Sc. uberis nicht überinterpretiert werden. Werden Gesamtgemelke anstelle von Viertelanfangsgemelken gezogen, ist eine einzelviertelindividuelle Aussage nicht möglich.

Grundlage für die antibiotische Behandlung von Tieren sollten immer steril entnommene Viertelgemelksproben sein. Diese können dann über die klassischen mikrobiologischen Nachweisverfahren - inklusive Anfertigung eines Resistenztests - untersucht werden.

Mittels molekularbiologischer Nachweisverfahren PathoProof™ (MEDI - Mastitis-Erreger-DNA-Identifikation) ist ebenfalls eine Erregerdifferenzierung allerdings - methodisch bedingt - kein Resistenztest möglich. Es sollten daher immer darauf geachtet werden, dass entsprechend aktuelle Resistenzteste der Stall- / Herdenspezifischen Mastitiserreger im Betrieb bzw. beim Tierarzt vorliegen.